Bitcoins im Open Codes im ZKM

Im ZKM ist zur Zeit die Ausstellung Open Codes. Nicht nur die Codes sind offen, sondern auch der Eintritt zu dieser Ausstellung.
Wenn man in den Saal kommt, passiert man zuerst den Scanner, der unter anderem das Alter schätzt. Das sorgt immer wieder zu Erheiterungen, wenn der Rechner gravierend nach oben oder unter daneben liegt.
Punkte, die ich immer wieder ansteuere, ist der Rechner des Bitcoin-Minings. Und Installationen, die sich auf dieses Phänomen beziehen. Interessant auch deswegen, weil sich dort immer wieder interessante Unterhaltungen entzünden über das, was dahinter steht, was das eigentliche Ziel war, als 2008 Satoshi Nakamoto, von dem nur das Pseudonym bekannt ist, die Kryptowährung Bitcoin erfand, indem er die Referenzimplementierung Bitcoin Core entwickelte. Wer dahinter steht, ist nicht bekannt.
Die Idee dahinter: In den Beziehungen untereinander, zur Regierung, zu Banken, zu Staaten basieren immer auf der Frage von Vertrauen. Bei einer Währung müssen wir darauf vertrauen, dass die Notenbanken wirklich unabhängig sind und sich nur davon leiten lassen, was die Währung stabil hält. Es stehen aber immer Menschen, Interessen, Machtinteressen, wirtschaftliche Interessen ... hinter allen Entscheidungen. Die "Wahrheit" der einen Seite kann dabei "Wahrheiten" anderer Seiten entgegengesetzt sein. Und obwohl wir alle davon betroffen sind, ist das ganze kein demokratischer Prozess, sondern wir müssen darauf vertrauen, dass Fachleute wirklich alles richtig machen.
Was ist jetzt die Wahrheit, wer hat recht, wem können wir vertrauen?
Die Frage "was ist Wahrheit?" 
Auf der "Open Codes" wird an einer Installation in der Quintessenz diese Frage "was ist Wahrheit?" mit "Bitcoin" beantwortet.
Warum? Bei Transaktionen in Bitcoin entscheidet kein Mensch, ob eine Transaktion gültig ist oder nicht. Es werden mit einem Hash256 - Algorithmus Blockchains gebildet, die, wenn sie eindeutig sind, validiert werden können, wenn die Mehrheit der Rechnerknoten den Wert für wahr ermittelt. Wenn diese Mehrheit nicht erreicht wird, muss weiter gerechnet werden. Ist die Transaktion validiert, kommt sie in das Protokoll und kann erst dann weiterverarbeitet werden. Da immer mehr als 51% der Rechner die Wahrheit bestätigen müssen, ist das Verfahren einerseits transparent und kann andererseits nicht manipuliert werden. Jede noch so kleine Manipulation liefert sofort den Hashwert "falsch". 

Die Frage nach der Wahrheit, eine Frage, die die Philosophie schon immer interessiert hat. Die Frage "was ist Wahrheit?" war eine zentrale Frage von Pilatus im Prozess gegen Jesus. Eine brisante Frage.
Wie gesagt, auf der "Open Codes" wird an einer Installation in der Quintessenz diese Frage "was ist Wahrheit?" mit "Bitcoin" beantwortet.

Der Supercomputer in "Per Anhalter durch die Galaxis" brauchte dafür über 7 Millionen Jahre, um die Lösunge dieser Frage und aller Fragen nach dem Sinn mit einem unbefriedigenden "42" zu beantworten.
Die Bitcoin-Miner brauchen für die Antwort zwar nicht so lang, sie wollen auch nicht die Frage aller Fragen beantworten, aber schon ein Hochleistungsrechner von 2013 ist hoffnungslos überfordert und bekam in der bisherigen Ausstellungszeit keine Transaktion zustande, der 2016er-Rechner schürft vom Ergebnis her langsam aber stetig.
Aber zu welchem Preis an Ressourcen? Für alle Transaktionen wird zur Zeit dieselbe Energie verbraucht, wie für den ganzen Staate Dänemark in der selben Zeit. Da die Erzeugung der Blockchains mit Hash256 naturgemäss immer komplexer wird, je mehr davon vorhanden sind. Nach diesem Verfahren sind etwa 21 Millionen Bitcoins möglich.
Das ist der helle Wahnsinn in der Zeit des Klimawandels diese sinnlos irrsinnige Menge an Energie, die im wesentlichen klimaschädlich generiert wird, aufzuwenden.
Das spiegelt sich in den irrsinnigen Kursschwankungen einer "Währung" über die nur ein lächerlich geringer Teil realer Transaktionen abläuft. Wenn schliesslich der Bitcoin als Idee in die Geschichte eingeht, er aber selbst als nicht wirklich praktikabel eingeht, die Blase platzt, sind die finanziellen Verluste das eine, niemand wurde letztendlich gezwungen, zu spekulieren. Was schwerer wiegt, Unmengen Energie wurde verbraucht, CO2 in die Atmosphäre geblasen für Bits auf Festplatten ohne Wert und Nutzen. Es bleibt nichts verwertbares zurück. Das Gegenteil jeglicher Nachhaltigkeit.
Sehr eindrucksvoll wird das demonstriert an der Installation Bittercoin eines AEG-Tischrechners mit Papierrolle aus den 70er Jahren. Er erzeugt Blockchains für Bitcoins mit dem Zeithorizont der Unendlichkeit ohne jede Chance, jemals einen gültigen Bitcoin zustande zu bringen. Sichtbar an den Papierbergen, die seit Ausstellungsbeginn erzeugt wurden.

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