Neue Ideen für 2018: Von Kaiserdom zu Kaiserdom, von Worms nach Mainz. Mit den Fenstern von Marc Chagall in St. Stephan

Zwischen Speyer und Worms stehen die drei Rheinischen Kaiserdome in Speyer (St. Maria und St. Stephan), in Worms (St. Peter) und in Mainz (St. Martin von Tours). Diese Dome liegen etwa 60 km auseinander, bieten sich damit eigentlich an, die Verbindungen mit dem Fahrrad zu erkunden. Wenn man von Worms nach Mainz radelt, hat man linker Hand die Weinberge und rechts den Rhein. Man radelt immer wieder am Rhein und schwenkt bei Guntersblum auf den Rheinterrassen-Radweg, um durch den idyllischen Weinort Oppenheim zu radeln. Bei Nierstein gehen die Weinberge bis an den Rhein, das Panorama, das man hier hat, lässt schon den engen Mittelrhein bei Bingen erahnen.
Wenn man schon mit dem SÜWEX in knapp 2 Stunden so einfach nach Mainz kommt, dann kann man doch auch von Mainz nach St. Goar radeln, einem Höhepunkt der Romantik, was man unbedingt besucht haben muss, wenn man von ganz weit her old Germany besucht, und hat dann duzende Burgen im Blick, den Mäuseturm bei Bingen und kommt dann, "ich weiss nicht, was soll es bedeuten, es kommt mir nicht aus dem Sinn, ..." an der Loreley an. Bei den diversen Bahnfahrten an die Nordsee liess die Loreley ihr goldenes Haar im Wind wehen, ihr Gesang drang zu mir, sie ging mir wirklich nicht aus dem Sinn, hier muss ich eine Radtour machen, und so sind die Themen meiner Touren die 3 Rheinischen Kaiserdome und der romantische Mittelrhein ...


Von Karlsruhe nach Speyer   60 km
Palmsonntag, der Sonntag vor Ostern. Vom Wetter her könnte es an Ostern nicht besser sein. In Karlsruhe im Schlosspark dampfte die Dampflok Greif mit ihren 4 Waggons die Saison ein. Alles war draußen. So war es auch weiter draußen auf meiner Erkundungstour nach Speyer. Am Fähranleger in Leopoldshafen / Leimersheim, in Germersheim an der Uferpromenade, man merkte schon am Verkehr der Fahrräder, der Inliner, der Spaziergänger, wenn wieder besiedeltes Gebiet in der Nähe war. Nach den langen kalten Perioden beginnt die Natur aufzuwachen, zartes Grün, Blüten, Vogelkonzerte. Die buschigen Weidenkätzchen am Wegrand verkünden, der Frühling ist da, freut euch :-)



Der Dom wurde unter dem Salierkaiser Konrad II im 11. Jahrhundert gegründet. Unter dem Dom befindet sich die größte romanische Hallenkrypta. Die Krypta ist 35 Meter breit, 46 Meter lang und 7 Meter hoch, für eine Unterkirche ein gewaltiges Mass. Die Mauern und Pfeiler sind so stark, dass die den darüber gebauten Dom tragen können. Da bei seinem Tod der Dom noch eine Baustelle war, wurde sein Sarkophag mit Eisenbändern gesichert. Kaiser Heinrich der IV (Canossa)) erlebte als Kind 1061 die Domweihe, liess ihn allerdings 20 Jahre später fast gänzlich umbauen und gab ihm seine heutige Gestalt. Mit Heinrich dem V endete die Dynastie der Salier, es folgten die Staufer.
Mit König Rudolf von Habsburg (1291) begann eine neu Blüte des Königtums und gleichzeitig die Herrschaft der Habsburger.
  

Von Worms nach Mainz   65 km
von Kaiserdom zu Kaiserdom

Die Kaiserdome von Speyer und Worms haben wir in den letzten Jahren besucht.
Da hat es mich gereizt, jetzt auch zum 3. Kaiserdom zu radeln. Die 3 Städte liegen ja auch ganz praktisch an der Route des SÜWEX von Karlsruhe nach Mainz.
Mit der Bahn geht es also nach Worms. Damit wir Zeit für Mainz haben, beschränken wir uns bei dieser Tour auf den Kaiserdom St. Peter.
Worms Dom St. Peter. Er ist der jüngste und kleinste der drei rheinischen Kaiserdome und wurde im 12. Jahrhundert (1130 - 1181) gebaut. Er ist das bedeutendste Werk der Wormser Romantik und eng mit dem Namen des Bischofs Burchard verbunden. Dieser Dom ersetzte den ursprünglichen Dom, der 100 Jahre vorher gebaut wurde, aber schon 2 Jahre nach der Einweihung teilweise einstürzte. Aber auch der wiedererstellte Dom wies soviele Bauschäden auf, dass er unter dem Bischof Burchard II. abgerissen und als Pfeilerbasilika neu gebaut wurde.
Große Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Dom standen, waren unter Anderem die Papstnominierung Leos IX. im Jahr 1048, das Wormser Konkordat im Jahr 1122, mit dem der Investiturstreit (die Kirche wählt jetzt die Bischöfe, der Kaiser belehnt die Regalien (hoheits-, Sonderrechte) anschliessend nur noch mit Zepter) beendet wurde; die Hochzeit Kaiser Friedrichs II. 1235 mit Isabella von England und der Reichstag zu Worms 1521, während dessen sich Martin Luther vor Kaiser Karl V. verantworten musste, was den Bruch in der abendländischen Kirche zur Folge hatte.
Bis zur Säkularisation 1802 war Worms Bischofsitz.
Von dort radeln wir in Richtung Nibelungenbrücke direkt zum Rhein. Hagen kippt dort gerade den Nibelungenschatz in den Rhein, das sagenhafte Rheingold.
An der Liebfrauenkirche mit dem Kirchenweingut für die Liebfrauenmilch geht es zunächst noch an den Hafenanlagen vorbei, bevor man direkt am Rhein entlang radeln kann. 
Die Weinberge liegen links, dort verläuft der Rheinterrassenweg. Unten am Rhein und Rheindamm verläuft der Europa-Rhein-Radweg, von Basel nach Mainz als Pamina-Radweg. Er ist Teil des EuroVelo 15 von der Quelle in Andermatt zur Mündung in Rotterdam..
Am Eicher See westlich vorbei verlassen wir den Weg am Rhein, um über Gimbsheim, Guntersblum auf den Rheinterrassen-Radweg zu kommen. 2017 geht es nicht anders, da der Deich am Rhein wegen Ertüchtigungsbaumaßnahmen gesperrt ist. Aber ich werde es auch tun, wenn die Umleitung aufgehoben ist, da die Aussicht hier auf die Weinberge, die Kirchen einfach malerischer ist.
Wir erreichen den Weinbauort Oppenheim. Schon von weitem sieht man die gewaltige Kirche auf der Anhöhe über dem Ort.








Besonders schön in Nierstein, wo die Weinberge bis fast zum Rhein gehen.
Die Landschaft ist hier ein Augenschmaus. Die Weinberge kommen hier direkt bis zum Rhein, der Ort Nierstein schmiegt sich direkt an den Strom, Fähren verbinden die beiden Rheinufer. Man hat wie auf einem Gemälde alles im Blick.



In Mainz kommt man an der Rheinpromenade an. Irgendwann sieht man, wenn man nach links landeinwärts schaut, die Türme des Doms im Hintergrund.

Von dort ist es dann nicht weit zum Dom St. Martin von Tours, unserem 3. Kaiserdom. Der Dom ist eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit romanischen, gotischen und barocken Elementen in den Anbauten. Die Kathedrale ist Bischofssitz der Diözese Mainz.
Vorgängerbauten gab es seit dem 4. Jahrhundert. Der Ursprung dieses Doms geht auf das 10. /11. Jahrhundert zurück. Die Motivation für den Bau dieses Kaiserdoms war die gewachsene Bedeutung von Mainz, nachdem der Reichskanzler, der Erzbischof Willigis, der zuvor am ottonischen Hof gedient hatte, eine Residenz in Mainz aufschlug. Als Erzbischof und Reichserzkanzler wollte er mit diesem Kaiserdom das Krönungsrecht für den Römisch-Deutschen König erhalten und die Bedeutung der Kirche als "zweites Rom" erkennbar machen. Der Dom war an den damaligen Dom St. Peter in Rom angelehnt. Der Dom brannte allerdings 1009 bei den Weihefeierlichkeiten ab, wahrscheinlich durch die Festillumination. Erst unter seinem übernächsten Nachfolger, Erzbischof Bardo wurde der Bau 1036 erneut vollendet und unter Kaiser Konrad dem 2.  eingeweiht. Diesmal als Pfeilerbasilika, die sie noch heute ist.  


Es war Allerheiligen, als ich bei meiner Vortour im Dom ankam. Aus der Kirche drang Orgelmusik und Gesang, als ich die Tür öffnete. Im Wechselgesang erkannte ich die Allerheiligenlitanei.
Der Geruch von Weihrauch erfüllte die mächtigen Gewölbe des Doms. Der Domschweizer in seiner prächtigen Uniform beäugte mich. Es war Gottesdienst, als Tourist konnte man jetzt natürlich nicht knipsend umherlaufen.
In dieser Stimmung fühlte ich mich auch nicht wie ein solcher, ich fühlte mich auch wirklich eher wie ein Pilger, der auf dem Weg von einem Dom zum nächsten sein Zuhause für diese Etappe erreicht hat. Ich setzte mich also in eine Bank und ließ mich von der meditativen Stimmung einfangen. Ließ Ruhe in mich einkehren, verharrte im Gebet. Und schoss verstohlen dieses Foto, als ich mich von den Schweizern unbeobachtet fühlte. 
 Der Kreuzgang des Domes St. Martin

Mainz Dom St. Martin


Ich musste dennoch weiter solange die Sonne noch schien, wenn ich die Kraft des magischen Blau der Kirche St. Stephan auf mich wirken lassen wollte.
Die Kirche St. Stephan aus etwa dem Jahre 1000 / 1300 auf dem höchsten Punkt der Stadt ist ebenso bedeutend. Sie ist noch aus einem anderen Grund bedeutsam, den berühmten Kirchenfenstern in magischem Blau von Marc Chagall von 1978 - 1985. Der damalige Pfarrer der Kirche, Monsignore Klaus Mayer stellt den Kontakt bei vielen Besuchen in Südfrankreich her und konnte Marc Chagall dafür gewinnen, diese Fenster als ein Beitrag zur deutsch - jüdischen Aussöhnung zu schaffen.


Die 3 Fenster direkt hinter dem Altar zeigen Stammvater Abraham, Sara, die das Kind erbetet; Adam und Eva und den Sündenfall, wobei Adam den Apfel in der Hand hat. David mit Harfe ein Liebeslied für Bathseba singend, und auf der rechten Seite mit der Harfe Psalmen singend. Rechts oben dann die Kreuzigungsszene. Chagall hat 9 Fenster ab 1978 bis 1985 (91-98 jährig) nach und nach geschaffen, nachdem der Pfarrer Klaus Mayer von St. Stefan ihn Jahr für Jahr gebeten hatte. Für die letzten Fenster hat Chagall kein Honorar verlangt. Nach seinem Tod hat Charles Marq, der 28 Jahre mit Chagall zusammengearbeitet hat, die fehlenden Fenster als Verbindung in schlichter Ausführung in diesem magischen Blau geschaffen.


Eine Besonderheit: Alle Fenster hat er mit „ChAgAll" signiert. Nur auf der himmlischen Lichtwand fehlt seine Signatur. Hier ist es König David, in dem er sein künstlerisches Pseudonym gesehen hat.

Die Fenster von St. Stefan sind die einzigen Fenster, die Marc Chagall in Deutschland geschaffen hat. Es ist zugleich das größte Kunstwerk weltweit von ihm  Die Fenster sind Ausdruck der Deutsch - Jüdischen Aussöhnung und der Deutsch - Französischen Freundschaft. Chagall ist Ehrenbürger von Mainz, war aber selber nie hier.

Monsignore Klaus Meyer, auf dessen Initiative die Fenster von Marc Chagall geschaffen wurden, zu diesen Fenstern in dem magischen Blau:
„Diese Fenster machen uns so froh", ist oft die erste Reaktion der Besucher der Kirche. Sie vermitteln Optimismus, Hoffnung, Lebensfreude.
In seinen neun Kirchenfenstern im Ostchor und Querhaus hat Marc Chagall ein Zeichen gesetzt für französisch-deutsche Freundschaft, Völkerverständigung, jüdisch-christliche Verbundenheit.
Es sind seine einzigen Fenster in Deutschland, von der Glasfläche (177,6 qm) her sein größtes Glaskunstwerk in der Welt, die letzten seines künstlerischen Schaffens (1976-1985).
Marc Chagall (1887-1985) malt „supranatural". Es geht ihm nicht nur um das Vordergründige, sondern mehr noch um das Hintergründige, Übergründige. Er lässt uns im Sichtbaren Unsichtbares, im Zeitlichen Ewiges, im Geschaffenen den Schöpfer erleben.



Ich war jetzt zum zweiten Mal in dieser Kirche. Und obwohl es zu unterschiedlichen Zeiten, hatte damals vor vielleicht 2 Jahren und jetzt wieder, das Glück, dass ich mitten in eine Meditation mit diesem Pfarrer Monsignore Klaus Meyer kam. Auf seine intensive Weise, aus der man spürt, wie sehr ihm diese Fenster von Chagall ein Herzensanliegen sind, erklärt er die Fenster, die Entstehung dieses letzten Kunstwerkes von Marc Chagall, um dann ein Thema heraus zu nehmen und darüber zu meditieren.

Die Transparenz der Schöpfung im Kunstschaffen von Marc Chagall aufzuzeigen, ist Aufgabe der „Meditationen" zur Biblischen Botschaft in den Fenstern, die Monsignore Klaus Mayer anbietet, wie es im Internet und am Schriftenstand heisst.

Es nimmt einen gefangen in einem befreienden Sinne, wenn man es selber miterleben kann.



Von Mainz zur Loreley bei St. Goar   65 km

vorbei am Mäuseturm von Bingen, beobachtet von duzenden von Burgen landet man an der Loreley.
Diese Tour werde ich als nächstes in Angriff nehmen.




Ein Überblick über die Touren, die ich 2018 plane bzw. auch schon im Fahrradkalender des ADFC eingetragen habe, stehen auf meiner Homepage


http://corneliusberkmann.blogspot.de/2018/05/vortour-mittelrhein-mainz-eltville.html


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